Politisch Verantwortliche auf Informationsfahrt im Gemüsebau

Fachgruppen Obst und Gemüse im Gartenbauverband Berlin-Brandenburg gemeinsam aktiv
Der Zentralverband Gartenbau (ZVG) hat erneut Mitarbeiter von Bundestagsabgeordneten sowie Agrarreferenten der Bundestagsfraktionen und Ländervertretungen zu einer Praxistour Gartenbau eingeladen. Am 7. Juni 2023 ging es in den Wirtschaftsraum Spreewald südöstlich von Berlin zu den Gemüse- und Obstbetrieben Knösels Gemüse, Gurkenhof Frehn, Biohof Schöneiche und Bio Obsthof Frehn. Gregor Knösels ist der Vorsitzende der Fachgruppe Gemüsebau im Gartenbauverband Berlin-Brandenburg und stellte zu Beginn gemeinsam mit seinem Bruder Christoph Knösels den gemeinsamen Betrieb vor. Die beiden machten eindrücklich die aktuellen Herausforderungen im Freilandgurkenanbau aufmerksam. Insbesondere der innovative Technikeinsatz, der ressourcen- und kostensparend eingesetzt wird, stach beim Betrieb besonders hervor. Dabei wurde den Politikern und Vertretern und Mitarbeitern der Fraktionen vor allem deutlich, dass die Wasserversorgung in der Region maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg der Gemüsebaubetriebe eine Rolle spielt. So effizient und wassersparend wie technisch möglich arbeiten die Betriebe im sandigen brandenburgischen Boden.

Die vielen Rückfragen machten deutlich, wie groß das Interesse am Gemüsebau ist, aber auch wie weit die politischen Entscheider von der Realität in der Produktion entfernt sind. Anbaufragen spielten genauso eine Rolle wie Pflanzenschutz, Vermarktungsarten und die bürokratischen Auflagen. Der zweite Standort der Tour führte die Teilnehmer nach Steinreich und Schöneiche zum Gurkenhof Frehn. Heinz-Peter Frehn und sein Sohn Christoph Frehn verdeutlichten die Wettbewerbssituation des verarbeiteten Gemüses und Beerenobstes. Steigende Betriebsmittelkosten, Mindestlohnanhebung bei gleichzeitigem Konkurrenzdruck aus dem Ausland, macht der konventionell wie biologischen Ware am Markt zu schaffen. Die fehlende Herkunftskennzeichnung für verarbeitetes Obst wie Gemüse ist den Betrieben ein Dorn im Auge, da deutsche Produkte grundsätzlich durch die hohen Qualitätsansprüche und Sozialstandards zur höherpreisigen Ware gehört. Für die handarbeitsintensive Einlegegurke sind die Lohnkosten von großer Bedeutung. Bereits die letzte Anhebung des Mindestlohns hat zu einem Anbaurückgang in der Region geführt. Zukünftig muss man schauen, ob sich die Spreewald Gurke überhaupt noch halten kann.

Christoph Frehn als Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau im Gartenbauverband Berlin-Brandenburg ergänzte die Forderungen der vorherigen Redner. Die Region ist häufig von Spätfrösten betroffen, gehört aber nicht zu den Bundesländern, die eine Mehrgefahrenversicherung aus dem Landeshaushalt unterstützen. Anschaulich konnten die Betriebsinhaber an diesem Tag zwar auch die Vorteile der regionalen Produkte den Teilnehmern zeigen, jedoch forderten sie deutlich, dass politisch die Rahmenbedingungen angepasst werden müssen, dass sich die heimische Obst- und Gemüseproduktion auch zukünftig noch lohnt.

Christoph Knösels erläutert auf dem Feld die Funktionsweise der Tropfschläuche
Christoph Knösels erläutert auf dem Feld die Funktionsweise der Tropfschläuche