Virusvektor Gierschblattlaus dank Fachgruppe Gemüsebau in Möhren bekämpfen

Bereits seit Frühjahr letzten Jahres kam es in den Haupt-Möhrenanbaugebieten von Wasch- und Bundmöhren großflächig zu erheblichen Ausfällen. Als Ursache wurden verschiedene Viren festgestellt. Es konnte das „Carrot red leaf virus“ als Hauptvirus identifiziert werden. Dieses Virus zeigt sich in Form von Schäden, wie Wuchshemmungen, Vergilbung/Rotfärbung des Möhrenlaubes, verstärkte Seitenwurzelbildung, spitz zulaufende Rüben bis hin aufgerissenen Rübenkörpern. Es stellte sich heraus, dass frühe Freilandsaaten und Anbausätze, deren Vlies bereits Anfang Mai abgenommen wird, massiv gefährdet. Auf Einzelflächen drohten bei Waschmöhren große Ertragsverluste bis zu 40%. Bei Bundmöhren kam als wirtschaftlicher Schaden noch ein erhöhter Sortieraufwand hinzu. Hauptvektor für das „Carrot red leaf virus“ und viele andere Viren, ist aber die Gierschblattlaus. In den letzten Jahren hat der Befallsdruck durch diese Blattlaus, möglicherweise auch klimabedingt durch wärmere Frühjahre und fehlende Frostwinter, zugenommen. Sicher hat auch der Wegfall insektizider Beizen einen gewissen Anteil an der Zunahme der Population.

Aus England wird schon seit Jahren von Ertragsausfällen durch Viren berichtet. Dortige Erfahrungen zeigen, dass eine frühzeitige Bekämpfung die Übertragung und damit die wirtschaftlichen Schäden deutlich reduziert. Doch in Deutschland waren zu Beginn dieses Jahres für Möhren keine geeigneten Insektizide ausgewiesen, die eine sichere Vektorbekämpfung ermöglichen. Als einziges systemisches Insektizid war zwar Movento OD 150 verfügbar. Aufgrund der langsamen Anfangswirkung und der reinen „Fraßwirkung“ ist dieses Mittel leider nicht zur gezielten Vektorbekämpfung geeignet gewesen. Die Übertragung der Viren erfolgt gerade durch diese Saugtätigkeit, wobei die Viruspartikel, durch die Einstichstellen in das Pflanzengewebe gelangen. Dadurch breitet sich die Infektion über das Gefäßsystem der Pflanze aus. Dazu sind einige zugelassene Kontaktmittel bei Möhren auf Grund schwacher Wirksamkeit nur zur Befallsminderung bestimmt. Andere davon sind stark nützlingsschädigend wie die Pyrethroide und die Pyrethrine.

Da Nützlinge einen Blattlausbefall und andere Schädlinge im weiteren Kulturverlauf sehr gut regulieren, wird vorzugsweise auf den Einsatz dieser Mittel in Möhren verzichtet. Der oben beschriebene Schaden kann dank des von der Bundesfachgruppe Gemüsebau gestellten Notfallantrags für das Insektizid Pirimor G abgewendet werden. Hiernach darf das Insektizid mit dem Wirkstoff Pirimicarb an Möhren (Bund- und Waschmöhren) zur Bekämpfung von Gierschblattläusen eingesetzt werden. Die Notfallzulassung für Pirimor G gilt für den Zeitraum vom 23. Mai bis zum 19. September 2023. Im Idealfall werden nun die Blattläuse bekämpft, bevor sie in der Lage sind durch ihre Saugtätigkeit das Virus in die Pflanze zu übertragen. Darüber hinaus besitzt dieses Mittel nützlingsschonende Eigenschaften und gilt als nicht bienengefährlich. An dieser Stelle möchte sich die Bundesfachgruppe bei allen beteiligten Beratern im Bundesgebiet für die Unterstützung bei der Antragsstellung bedanken. Auch die Unterstützer aus den Verbänden, die sich mit Schreiben an das BVL gewandt haben, um auf das massive Risiko hinzuweisen, richten wir unseren Dank aus.

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