57. Herbsttagung des deutschen Gemüsebaus
Der steigende Bewässerungsbedarf im Gemüsebau bei gleichzeitig sinkender Wasserverfügbarkeit macht den deutschen Gemüseproduzenten zu schaffen. Das wurde bei der Vorstandssitzung der Bundesfachgruppe Gemüsebau (BfG) am 17. November in Hofheim am Taunus deutlich. Christoph Schwaller von der TU München hielt dazu einen Vortrag zur Nutzwasseraufbereitung, den die Gemüseerzeuger als Grundlage zur Diskussion nahmen, um das Thema Wasser kritisch zu besprechen. Neben dem Erfahrungsaustausch stand auch die Suche nach Lösungen im Fokus. Dabei wurden die Potentiale, aber auch die Grenzen von Wassergewinnung und -aufbereitung oder die Einbindung in Wasserverbänden deutlich. Nur da, wo Wasser zur Bewässerung zur Verfügung steht, wird es zukünftig Gemüsebau noch geben“, fasste BfG-Vorsitzender Christian Ufen die Situation zusammen. Immer häufiger kann die Wasserverfügung für die Kulturen in der Hauptsaison nicht durchgehend gewährleistet werden, stellten die Gemüsebau-Unternehmen fest. Dabei habe sich die Wassermenge, die Deutschland zur Verfügung habe, weniger dramatisch geändert, sehr wohl aber die saisonale Verfügbarkeit. Problematisch werde zudem die schwindende Akzeptanz in der Bevölkerung bei Bewässerungsmaßnahmen und der wachsende Konkurrenzdruck zwischen den unterschiedlichen Nutzergruppen gesehen. Letztlich müssten regional und betriebsindividuell Lösungen gefunden werden. Ein einheitlicher, praktikabler Bundesrahmen bleibe aber unabdingbar. Weitere Themen der Sitzung waren Energieverfügbarkeit und die Arbeit der Lückenindikation beim Pflanzenschutz.
Wie üblich fand am zweiten Tag der Herbsttagung des deutschen Gemüsebaus die öffentliche Vortragsreihe im Rahmen der Delegiertentagung statt. Die von der Bundesfachgruppe Gemüsebau und des Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen e.V. (GVBWH) organisierte Veranstaltung widmete sich den bestehenden Krisen des Gemüsebaus unter dem Motto: Deutscher Gemüsebau im Krisenmodus: Auch zukünftig dem Markt gewachsen? Vertreter unter anderem aus der Politik und Wissenschaft sowie der Vorstand des ZVG selbst sprachen in ihren Grußworten über aktuelle Herausforderungen und stellten entsprechende Lösungsansätze vor. Staatssekretär Oliver Conz vom Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sah die momentanen Energiepreise als das dominierende Thema an. „Energieintensive Betriebe sollen nicht allein gelassen werden“, sagt Conz. Verbraucher übten sich angesichts der Krisen eher in Sparsamkeit, wobei zuerst an der Ernährung gespart werde. Bio-Betriebe würden dies besonders zu spüren bekommen, wies Conz hin. Nach dem Staatssekretär folgte ZVG Präsident Mertz mit seinem Grußwort und startete zunächst mit einer positiven Nachricht. Es stehe nach langer Ungewissheit fest, dass der deutsche Gartenbau im Rahmen der staatlichen Krisenbewältigung in der Strom- und Gaspreisbremse als förderfähig eingestuft wird. Laut Mertz ist dies angesichts der großen Herausforderungen, die auch dem deutschen Gemüsebau insbesondere unter Glas bevorstehen, ein ungemein wichtiges Signal für die nächste Saison. Dennoch gibt es Nachbesserungsbedarf, da eine unkompliziert anwendbare Berechnungsgrundlage, mit der die Betriebe ihre Förderfähigkeit mit geringem Aufwand ermitteln können, fehlt.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass unbürokratische und schnelle Hilfe durchaus möglich ist. Ein weiteres Problem sei, dass die staatlichen Fördermittel häufig zu spät ankommen dürften, obwohl die Betriebe aufgrund der enorm gestiegenen Kosten schon jetzt vielfach gefährdet sind. Bereits im Frühjahr sind die Kosten meist hoch. Als dritter Grußwortredner folgte der Vorsitzenden der Fachgruppe Gemüsebau im Landesverband, Ulrich Natterer. Laut Natterer müsste man als Branche im Dialog zwischen der Politik und der Gesellschaft übergreifend kommunizieren, und zwar über bestimmte Regierungszeiten oder Amortisierungslogiken hinaus. Ferner müsse das Image und Bewusstsein über den Gemüsebau verbessert werden, wozu die Politik auch eine tragende Rolle in der Finanzierung von verschiedenen Bildungsmöglichkeiten wie etwa der höheren Förderung von dualen Studiengängen mit dem Fokus auf die Branche, spiele. Abschließend stellte Stefan Nauheimer die Gemüseanbauregionen in Hessen vor.