Jahresbilanz 2021: Das hat den Gemüsebau bewegt

Corona-Pandemie, Extremwetter, Bundestagswahl. So lässt sich das vergangene Jahr schnell mit drei Worten zusammenfassen. Man erinnere sich aber auch an Details. Das Jahr startete turbulent mit dem Politikwechsel in den USA. Dem Sturm auf das Kapitol. Im März wurde der Suezkanal blockiert. Das erste halbe Jahr war von Lockdown, Lockerungen und Impfchaos überschattet. Doch besonders das Hochwasser und die Folgen für die betroffenen Regionen bleiben aus dem Jahr 2021 im Gedächtnis. Auch die Landwirtschaft hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Zwar konnten regionale frische Produkte wieder im zweiten Corona-Jahr beim Verbraucher punkten, doch seitdem die Restaurants und Kantinen wieder geöffnet ist und man zum Urlaub in die Ferne reisen kann, passt sich der Verbraucher an das ehemalige Niveau an.

Trotz teilweise guter Absatzzahlen und stabilen Preisen für Gemüse im Jahresverlauf, ist die Stimmung bei Gemüseerzeugern insgesamt aber getrübt. Das hängt in erster Linie mit zahlreichen Kosten zusammen, die auf die Betriebe zukommen werden oder sogar teilweise schon jetzt zu leisten sind. Erst im Juli wurde der Mindestlohn auf 9,60 Euro pro Stunde angehoben, bis Juli 2022 wird er in zwei weiteren Schritten auf 10,45 Euro steigen. Die angestrebten 12 € Mindestlohn stehen bereits im Raum. Hinzu kommen Kosten für die geforderten betrieblichen Hygienemaßnahmen in den Unterkünften und den Produktionsräumen im Zuge der Corona-Pandemie sowie die zu bereitstellenden Masken und Tests für die Mitarbeiter. Mit Sorge betrachtet die Branche wie eh und je die Situation rund um die wichtigen Arbeitskräfte. Stehen vielleicht künftig nicht genügend Arbeiter für die Pflanz-, Pflege- und Erntetätigkeiten zur Verfügung? Ebenso belastend für die Produktion sind zudem die steigenden Energiekosten und die CO2-Bepreisung. Der Anbau Unterglas ist ein energieintensiver Zweig des Gartenbaus. Gas, Kohle, Holz, Benzin. Kaum ein Energieträger wurde in diesem Jahr nicht teurer. Höhere Kosten in diesem Bereich verhindern Investitionen in neue Produktionstechniken, die für eine langfristige Wirtschaftlichkeit nötig sind. Selbst Folien, Vliese, Substrate, die Kostensteigerung zieht sich wie ein roter Faden durch das zweite Halbjahr und verdüstert die Zukunftsaussichten der Gemüseerzeuger.

Neben den Kostensteigerungen beschäftigten die Branche neben der anstehenden Änderung der Umsatzsteuerpauschalierung auch die Auswirkungen der neuen Düngeverordnung, aber auch die Folgen des Aktionsplans Insektenschutz, welcher in mehrere Bereiche der Produktion eingreift. Dass es kaum Übergangszeiten zur Anpassung gegeben habe, sich als Betrieb auf die kommenden Änderungen einzustellen und damit nun gleichzeitig mehrere Kostenfaktoren auf die Betriebe zukommen würden, beschäftigt zunehmend die Mitglieder. Wie soll es da weiter gehen?
Ein zukunftsgerichteter Gemüseanbau sollte doch Ökonomie und Ökologie sowie betriebliche und gesellschaftliche Interessen in Einklang bringen. Allerdings schwindet in der urbaner werdenden Gesellschaft das Wissen um moderne Produktionstechniken. Das dadurch oftmals idealisierte Bild vom Gemüseanbau hält der Realität kaum stand. Die Folgen sind nicht selten Konflikte zwischen den Erzeugern und Bevölkerung. Damit muss sich die Branche auseinandersetzen. Auseinandersetzen muss sich der Gemüsebau zudem mit veränderten Einstellungen seitens der Verbraucher bzw. deren veränderten Konsum- und Essgewohnheiten. Denn beides, der gesellschaftliche Blick auf die Landwirtschaft und die Nachfrageveränderungen, haben Auswirkungen auf die Ausrichtung und die Entwicklungsmöglichkeiten der Betriebe. Neben den Risiken bieten sich dabei auch Chancen.

Wenn Produktivität und Nachhaltigkeit stärker gekoppelt werden sollen, um die Ernährung zu sichern, müssen den Betrieben im Gemüsebau insbesondere in Deutschland die richtigen Mittel an die Hand geben: neue Techniken, aber auch grundsätzliche Mittel zum Anbau müssen gesichert bleiben wie eine optimale Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen, Gesunderhaltung durch Pflanzenschutz, aber auch ausreichend Arbeitskräften. So helfen zwar digitale Anwendungen dabei, den Einsatz von Düngemitteln und Pflanzenschutz zu reduzieren, aber es braucht seitens der Politik und der Gesellschaft auch mehr Offenheit und wissenschaftliche Grundlagen, um gesicherte Erkenntnisse aus dem Anbau anzunehmen und zu ressourcenschonenden Methoden weiterzuentwickeln. Dabei weist frisches und gereiftes Gemüse die höchsten Gehalte an Geschmacksstoffen sowie an Vitaminen und Mineralstoffen auf. Kurze Transportwege garantieren beste Frische und Haltbarkeit, minimieren die Nährstoffverluste und machen die Produkte auch noch besonders Klima- und umweltfreundlich. Gründe genug für den Verbraucher, regional und saisonal einzukaufen. In diesem Sinne, wünscht Ihnen die Bundesfachgruppe Gemüsebau einen guten Start ins nächste Jahr und in die kommende Saison. Es gibt viel zu tun.

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