Gemüse-Pflanzenschutzberater mahnen an: Pflanzenschutz muss weitergedacht statt nur Verboten werden

Sorge um Branche wächst. Wirkstoffe brechen weg, PS-Vorgaben werden strenger bis unmöglich.


Seit Jahren hat sich eine massive Welle an Bekämpfungslücken im Gemüsebau aufgetürmt, welche mittlerweile über der Branche einbricht, mahnten die Fachberater aus dem Gemüsebau auf diesjährigen Beratertagung in Grünberg vom 14.-16. März an. Zu viele Wirkstoffe wurden ersatzlos gestrichen, weitere wichtige Wirkstoffe sind kurz vorm Ablauf ohne, dass klar ist wie es weitergehen soll. Die regulären Zulassungen hängen in langjährigen Verfahren fest, biologische oder mechanische Alternativen schaffen es nicht mehr, dies aufzufangen. Die Fachberater für den intergierten Pflanzenschutz diskutierten intensiv über die letzten Potentiale, wissend, dass es gar nicht mehr möglich ist, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine gute fachliche Praxis zu gewährleisten, da ein Wirkstoffwechsel nicht getätigt werden kann. Bei Möhren gibt es beispielsweise nur noch einen Wirkstoff gegen Möhrenfliege, Resistenzen sind zu befürchten. Selbst der letzte Strohhalm, ein Notfallantrag beim BVL wird seit dem EU-Urteil im Januar, kritisch betrachtet, wohl wissend, dass es einfach keine Alternativen gibt außer Kulturen aus dem Anbau zu nehmen. So verschwinden Gemüsekulturen wie Pak-Choi oder Chinakohl wegen fehlender Insektizide gegen Kohl- und Erdflöhe. Es müssten vielmehr bei Vorschriften und Verordnungen zur Verringerung von Pflanzenschutzmitteln eine umfassende Folgenabschätzung erfolgen und die Wissenschaftlichkeit im Vordergrund stehen, fordern die Gemüseexperten.


Weiterer Fokus lag auf der Anpassung der StoffstrombilanzVO im Bereich der Pflanzenernährung und Düngung. Die Experten zu diesem Bereich wiesen darauf hin, dass man prüfen solle, ob die Umsetzung der VO im Vergleich zum bestehenden Düngebilanz in der DüV irgendeinen Mehrwert den Betrieben gegenüber hat. Insbesondere der unfassbar hohe Arbeitsaufwand für die Erstellung wird in den kleinstrukturierten Gemüsebaubetrieben zu einer Überlastung ohne jeglichen Vorteil führen. Sorge macht den Beratern, dass die Besonderheiten des Gemüsebaus erneut sich nicht in den starren Vorgaben der Verordnung wiederfindet. Satzweiser Anbau vieler verschiedener Kulturen mit eventuellen Vor- und Nachernteverlusten auf dem Feld oder in der Halle sowie eine Vermarktung über verschiedene Wege wie Hofladen, Großmarkt, Wochenmarkt etc. sind sehr schwer darstellbar und umsetzbar in der Verordnung. Hier wird die Arbeitsgruppe rund um das Thema und die Bundesfachgruppe Gemüsebau noch mal bei den entsprechenden Entscheidungsträgern im Ministerium nachhaken und praxisnähere Vorgaben fordern.


Weiterhin wurden auf der mehrtägigen Tagung aber auch viele Zukunftsthemen besprochen. Rund um das Thema Robotik, KI und Technisierung hat sich einiges auch in der Gemüsebaubranche getan. Verschiedene Modelle und Entscheidungshilfeverfahren wurden diskutiert. Projekte aus verschiedenen Bereichen rundeten die gelungene Tagung ab. Die jährlich stattfindende Beratertagung wird von der Bundesfachgruppe Gemüsebau zusammen mit dem Verband der Landwirtschaftskammern in der Bildungsstätte Gartenbau in Grünberg veranstaltet. Das Netzwerk ist ein wertvoller Baustein in der gemeinsamen Arbeit für die Gemüsebaubranche und zeichnet sich durch einen fachlichen Austausch zu aktuellen Problemfeldern.

Erneut große Beteiligung bei der ersten Präsenztagung nach Corona mit über 60 Teilnehmern
Erneut große Beteiligung bei der ersten Präsenztagung nach Corona mit über 60 Teilnehmern
Neben den Fachvorträgen stand der anschließende Austausch im Fokus der Tagung. Vortragende konnten so wertvolle Impulse mitnehmen.

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